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Trau keinem Erwachten

Einführung Advaita-Crashkurs

Im Folgenden seit März 2023 nur mehr ein kleiner Auszug des vollständigen Beitrags, mit Schwerpunkt bei der Schlußfolgerung:

warum wohl? Wer etwas Gespür für das Echte hat oder es sich entwickeln lässt, könnte entdecken: Ramana Maharshi hatte keine Schüler oder "Nachfolger" oder "eine Linie" irgendwohin. So braucht es niemanden, der die "Essenz" Ramanas verkündet oder "als Kanal" für ihn wirkt, eine grandiose Anmaßung. Also hat der wahre Ramana Maharshi nichts zu tun mit Osho, Papaji, und anderen "Kanälen". Die Berufung auf Ramana Maharshi ist schlichtweg als Autorisierung nicht möglich und wird vom Ramana-Maharshi-Ashram in Südindien im gleichen Sinne und mit gutem Grunde bestritten (siehe entsprechende Artikel in der Ashram-Zeitschrift Mountain Path). Es ist und bleibt eine Anmaßung. Ramana Maharshi hatte - wie er immer wieder selbst betonte - keine Schüler, so gibt es auch keine "Schüler eines Schülers" von Ramana Maharshi. Ramana Maharshi war im Grad seiner Verwirklichung einsame Größe, der spirituelle Riese des vergangenen Jahrhunderts. 

Die Überschwemmung des spirituellen Marktes mit Erleuchteten, Neo-Advaita-Lehrern etc. hat sicher seinen tieferen kosmisch-kollektiven Entwicklungs-Sinn, das Echte und Authentische ist es nicht. Diese Entwicklung passt aber gut in die heutige Zeit, neben den Fake-News gibt es nun auch die Fake-Erleuchtung und die Fake-Gurus in Hülle und Fülle. Ein wichtiger Gedanke noch: Der folgende Text beleuchtet die Sache als Ganzes und bestreitet selbstverständlich nicht, dass man, allzeit geführt von der kosmischen Weisheit, auch von einem "falschen Lehrer" zur richtigen Zeit, am richtigen Ort den - unter Umständen wichtigsten - spirituellen Impuls seines Lebens bekommen kann. Ein Fazit: Man bräuchte auf nichts verzichten, wenn man diese Fake-Geschichten loslässt: Wenn man das Original zur Verfügung hat, wie etwa Ramakrishna, Vivekananda, Anandamayi Ma, Ramana Maharshi..., braucht man dann schlechte Kopien? Und Ramana Maharshi hat immer wieder betont, dass die innere Verbindung mit der geistigen Atmosphäre des wahren Meisters voll ausreicht.

Wie Selvarajan Yesudian dazu immer wieder einmal sagte: "Wer sich als "Kanal" ausgibt, ist keiner". Und Elisabeth Haich schreibt in der "Einweihung" zum Thema "Diener am großen Werk der Erlösung": "Dabei haben sie aber für jede ihrer Taten die ganze Verantwortung zu tragen! Sie (die Dienenden) bekommen die Aufgaben, aber auf welche Art sie diese bewältigen, müssen sie selber, im Bewußtsein der Verantwortung ihrer Taten, entscheiden. Je höher sie steigen, desto größer wird ihre Verantwortung. Derjenige, der für seine Taten und für seine Arbeit nicht selbst die Verantwortung trägt, sondern die Verantwortung für seine Handlungen auf ein Mitglied des Ordens schiebt, derjenige, der seine Arbeit nicht als seine eigene, persönlich gewollte Arbeit anerkennt, sondern seinen Handlungen den Anschein gibt, als ob er im Auftrage des Ordens oder als mediales Werkzeug eines Ordensmitgliedes handeln würde, der ist ein Verräter und verliert im selben Augenblick allen Kontakt mit dem Orden. Davon aber, daß er aus der Einheit herausgefallen ist, erfährt er nichts, und es kann vorkommen, daß er noch jahrelang des Glaubens ist, ein Mitarbeiter zu sein. Solche werden vom Orden dazu gebraucht, andere Menschen zu prüfen, ob sie die falschen Propheten anerkennen und ihnen folgen oder ob sie im selbständigen Denken und im Unterscheidungsvermögen schon so weit fortgeschritten sind, daß sie jedes Wort, das sie hören, prüfen und erst nachher annehmen. Diejenigen, die den falschen Propheten folgen, sind noch blind, die sich durch einen Blinden führen lassen. Sie fallen beide in die Grube."

ochsenbild zen.10.180Ochsenbild Nr. 10In den Ochsenbildern des Zen entspricht das 10. Bild "Auf dem Marktplatz" einer voll erwachten "Person" (entsprechend der Tarotkarte 22 - der Narr, der die vorhergehende Karte 21, die ganze Welt, in sich trägt): "Betreten des Marktes mit offenen Händen": tarot 21 22 satsang stufe hoch.150"Die Tür seiner Hütte ist verschlossen, und selbst der Weiseste kann ihn nicht ausfindig machen. Die Gefilde seines Innern sind tief verborgen. Er geht seinen Weg und folgt nicht den Schritten früherer Weiser. Er kommt mit der Kürbisflasche auf den Markt und kehrt mit seinem Stab in die Hütte zurück. Schankwirte und Fischhändler führt er auf den Weg, ein Buddha zu werden. Mit entblößter Brust kommt er barfuß zum Markte. Schmutzbedeckt und mit Asche beschmiert, lacht er doch breit übers ganze Gesicht. Ohne Zuflucht zu mystischen Kräften bringt er verdorrte Bäume schnell zum Blühen." DAS wäre wahres Satsang!

Wie begreift sich selbst ein zutiefst erleuchteter Zenmeister unserer Zeit, Yamada Koun Roshi (der zahlreiche Zenmeister im Westen - manchmal nicht unproblematisch - autorisiert hat) anhand dieser "Jakobsleiter" der spirituellen Entwicklung?

ochsenbild zen.5.1805 Das Zähmen des OchsenIm Buch "Zen - The Authentic Gate" von Yamada Koun Roshi kann man lesen: "Das Obige war eine Erklärung der Ochsenbilder bis zur fünften Stufe (Das Zähmen des Ochsen). Die folgenden Stufen sind so hochentwickelt und so weit von unserer eigentlichen Praxis entfernt, dass es für die meisten Zenschüler von wenig Nutzen wäre, sich damit zu befassen. Ich erinnere mich, dass Harada Roshi (der Lehrer von Yamada Roshi) sagt, dass wir einiges an Verständnis bis zur Stufe des 7. Ochsenbildes entwickeln können, dass aber die folgenden Bilder sich unserer Vorstellungskraft entziehen. So habe ich selbst keine Qualifikation, leichtfertig über die Zustände des sechsten Ochsenbildes und der weiteren Bilder zu reden. Deshalb ziehe ich es vor, meine Erklärung der Ochsenbilder an dieser Stelle zu beenden."

ochsenbild zen.4.180Ochsenbild Nr. 4Zum vierten Ochsenbild "Das Einfangen des Ochsen" schreibt Yamada Roshi: "Hier erfassen wir den Ochsen tatsächlich selbst und fürchten nicht mehr, dass er uns entkommt. Das ist wahrhaftig der Einblick in unsere Wesensnatur, der Augenblick der Großen Erleuchtung. Kommen wir hier an, erlangen wir endlich den wahren Frieden des Geistes…Yasutani Roshi (ein Lehrer von Yamada Roshi) vertrat die Ansicht, dass gegenwärtig auf der ganzen Welt höchstens zwei oder drei Menschen dieses Niveau erreicht haben. Viele Zen-Praktizierende verwechseln den kurzen Blick auf den Ochsen mit dem Ergreifen und festhalten, und wenn sie dann versuchen, ihre Schüler zu unterweisen, können sie den Unterschied zwischen diesen beiden Stadien nicht wahrnehmen." Das sollte einen demütigen Einblick geben in die wahrhaftige Realität einer spirituellen Entwicklung.

Vor solchem Hintergrund kann man sich auch fragen: Warum die Hoffnung, Sehnsucht, Gier nach schnellem Erlöstsein, nach dem Ende der Reise? Das ist nur eine vorübergehende Entwicklungsphase. Mein erster Yogalehrer Franz Krabichler, ein hervorragender Schüler und enger Freund von Yesudian-Haich sagte immer wieder: "Erlöst werden kann ich immer noch, die Beschränkung ist gerade das Interessante".
Elisabeth Haich sagte so wunderbar einfach "Seien wir normal", "Es gibt genug Zeit in der Ewigkeit".
Bei Yaeko Iwasaki kann man lesen: "Ich bin so dankbar, so dankbar für diese Erkenntnis, daß es in sich selbst Vollkommenheit ist, wenn ich so, wie ich bin, Leben auf Leben EINFACH NUR DA BIN. Im ganzen Weltall bin ich erhaben, und das ist vollkommen natürlich. Ich bin erstaunt, daß ich jenes EINE bin. Wie wunderbar, wie voller Wunder!" (Quelle siehe unten). Wo ist hier das sehnsüchtig phantasierte "Ende der Reise"?
Dazu ein wunderbarer Satz wahrer Freiheit von Selvarajan Yesudian: "Im endlosen Spiel Deiner Schöpfung erschufst Du mich, daß ich teilnehmen soll an dem Spiel ohne Ende. Darin liegt Deine Freude." - "Mensch! Welch gewaltiger Gedanke! Aus der Unendlichkeit geschleudert, das Spiel des Lebens und des Tods zu überwachen, Schicksale zu erzeugen, Geschicke in den Weltenraum zu wirbeln. Und zu lachen wenn sie bersten wie Raketen, die ihre Asche an die Ufer vergessener Welten streuen.
Das alles nun sollte genügen, um zu erkennen, um welche Kindereien und damit Kinderkrankheiten es sich bei dem neuzeitlichen Erwachens-Rummel handelt. Hoffen wir auf Heilung, nach und nach!

ramana wellington 2 vig 170Was also ist Satsang wirklich (aus Sri Ramana Maharshi – Im Lotus des Herzens von Satyamayi, Kindle ebook): "14. April 1950 (Todestag von Ramana Maharshi):

Beim Stundenschlag, da sich zum letzten Male die Lider senkten über deine Augen, die starken, strahlend-schönen, deren Zauber so manchem lebenswunden Menschenherzen das Tor erschloss vor grenzenlosen Weiten Ewiger Harmonie. Da löste sich aus hohem Weltenreigen, aus Natarajas schöpferischem Tanz, ein heller Stern. Er glühte auf und glitt in sanftem Bogen über Madras dahin, sank und erlosch. Und mancher, der ihn fallen sah, gedachte dein, und wußte so die Kunde, die jener helle Stern ins All geschrieben: Daß von dir glitt, was Hülle, irdisch war, und du zurücktratst, daher du gekommen, in jene stille, reine, wandellose Ewige Wirklichkeit, die du uns neu geschenkt in deinem Schweigen. Aus Shivas Reigen löst sich ein Stern, glüht auf und fällt - wohin? Das Eine, schweigend, regungslos und rein - mit sich allein - ruht unberührt, die wandellose WAHRHEIT."  DAS ist Satsang - immer und überall. OM TAT SAT!

Quellen:  "Das Tor des Zen" von Koun Yamada, edition steinrich Berlin, s. 184, englisch: "Zen, The Authentic Gate", Wisdom Publications Somerville, USA.
"Yaeko Iwasaki war eine fünfundzwanzigjährige junge Frau, die nach etwa fünf Jahren Zazen, während derer sie zum großen Teil auf dem Krankenlager übte, Erleuchtung fand und dann in den folgenden fünf Tagen diese geistige Schau in einem Maße vertiefte, wie es im heutigen Japan selten ist. Eine Woche später, in Erfüllung ihrer eigenen Vorahnung, war sie tot. Die oben genannte Stelle ist ein Auszug aus den Briefen, die sie im Dezember 1935 an ihren Lehrer, den damals fünfundsechzigjährigen Zen-Meister Daiun Sogaku Harada schrieb" (aus KAPLEAU, PHILIP: DIE DREI PFEILER DES ZEN, SCHERZ- O.W.BARTH-VERLAG, S. 369 ff.)

Text zum Ochsenbild 10 ebenfalls aus "Die drei Pfeiler des Zen" von Philip Kapleau  |  Quelle Ochsenbilder Wiki, public domain