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Die Suche nach dem Selbst

Therapiemethoden | Die Suche nach dem Selbst - Teil 2 | Suche nach dem Selbst - Teil 1

Jeder Mensch sucht, bewußt oder unbewußt, in all seinen Aktivitäten und Handlungen nach Glück, nach Erfüllung, nach Frieden. Diese Suche gilt aber eigentlich nie äußeren Dingen, sie ist in Wahrheit immer die Suche nach der eigenen QUELLE, nach dem eigenen wahren URSPRUNG. Und diese Suche nach dem URSPRUNG ist zugleich die Suche nach GOTT. Wunderbar einfach beschreibt RAMANA MAHARSHI, der große Weise Südindiens in diesem Jahrhundert, diese Suche:
"Die Sehnsucht nach Glück endet nie. Und das ist Gottesliebe (bhakti)." Im Westen kennen wir von AUGUSTINUS den Ausspruch: "Unruhig ist unser Herz, o GOTT, bis es ruht in Dir."
Dieser tiefste, nichtmaterielle URSPRUNG, die WAHRE HEIMAT allen Lebens wird auch als WAHRES SELBST bezeichnet, als LETZTE WIRKLICHKEIT, und ist keine philosophische Spekulation, sondern, wie viele Erfahrungsberichte erleuchteter Menschen und Heiliger aller Religionen bezeugen, unmittelbar erlebbare Wirklichkeit. Solche ans Ziel der Entwicklung gelangte Menschen versichern uns:
Es gibt ein ABSOLUTES BEWUSSTSEIN, ein SELBST, das alles geschaffene Leben trägt und durchdringt. "Absolut" ganz wörtlich verstanden als "losgelöst" von allem, was mit Sinnen und Intellekt erfahrbar ist und doch tragender GRUND aller Dinge und Geschehnisse, in allem ganz gegenwärtig.
Mit diesem SELBST ist also nicht das persönliche "ich" gemeint, das sich als verkörpertes Einzelwesen begreift, sondern das EINE GÖTTLICHE LEBEN, das alles belebt und in dem in Wahrheit schon alles enthalten, geborgen, ERLÖST ist, auch wir selbst, mitten in unserem Gefühl des Verlorenseins.
Dieses SELBST lebt in der Tiefe eines jeden und wartet darauf, drängt uns, nach IHM zu suchen und in IHM bewußt zu werden.
Manche fühlen sich von Haus aus zu dieser Suche hingezogen, andere gelangen über äußere Anstöße dorthin, sie spüren plötzlich, etwa über eine menschliche Begegnung oder den Kontakt mit einem Buch, daß es mehr gibt als nur das Alltagsleben mit seiner äußeren Erfolgs- und Leistungsbezogenheit.
Auch Schicksalsschläge wenden nach innen, langsam dämmert die Erkenntnis, daß das zunächst als "blind" und "zufällig" erlebte "äußere" Schicksal zutiefst mit dem eigenen inneren Wesen etwas zu tun hat.
Doch wenn ein Mensch versucht, diesem inneren Wesen, dem ICH, nachzuspüren, so erfährt er, daß er nur ein "ungefähres Ich-Gefühl" hat, daß er nicht zutiefst mit sich identisch sein kann, daß er eigentlich ein gespaltenes Bewußtsein hat.
So macht man sich auf den Weg, die tiefere Einheit, die wahre Identität zu finden, auf einen Weg, der durch viele Schichten des Bewußtseins führt und immer wieder neue und unvermutete Einsichten und Erfahrungen bringt.
Auf diesem Weg wird jeder erfahren, daß tief im eigenen Inneren eine Instanz ist, die alles führt und leitet, so daß ganz natürlich der Impuls aufsteigt, sich immer mehr diesem WAHREN LICHT zuzuwenden und in Einklang mit der inneren Führung zu leben.
Dieser Weg ist im Prinzip für alle Menschen gleich, dennoch kann man sagen, daß im Westen die Suche nach dem SELBST über das Erlebnis der Einheit in der Gemeinschaft angestrebt wird, der Osten dagegen eher den Weg der meditativen Innenschau beschreibt.
Die religiöse Weisheit des Ostens ist nicht gedanklich-philosophisch entwickelt worden, sondern das Resultat tiefster Selbsterfahrung. Daraus sind zahlreiche Wege und Methoden der Meditation entstanden. Man erfährt dort aber relativ wenig über den Umgang mit den archetypischen Kräften und psychischen Konflikten, die unweigerlich auftauchen, wenn sich jemand auf die Suche nach dem SELBST begibt.
Im Westen gibt es zwar auch eine mystische Tradition, die aber stets mehr im Hintergrund geblieben ist. Dagegen sind im Verlauf der letzten Jahrzehnte in Weiterentwicklung der traditionellen psychotherapeutischen Verfahren wie der Psychoanalyse und der lerntheoretisch fundierten Verhaltenstherapie neue Therapieformen entstanden, die sich mehr und mehr auf spirituelle Einsichten stützen. Zu nennen sind hier die Verfahren der Humanistischen und Transpersonalen Psychologie und Psychotherapie, wie z.B. GESTALT-THERAPIE, TRANSAKTIONS-ANALYSE, ANALYTISCHE PSYCHOLOGIE, REBIRTHING,  PSYCHO-SYNTHESE, FAMILIEN-SYSTEMTHERAPIE usw.
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Diese neu entwickelten Therapieformen stellen ein wichtiges Bindeglied zwischen östlichem und westlichem Weg dar:
Der Osten zeigt uns den Weg in die eigene Tiefe, den Weg der meditativen Versenkung, der Westen liefert die therapeutischen Methoden, mit den dabei auftauchenden archetypischen Kräften des Unbewußten fertig zu werden. Dies ist eine wichtige, eigentlich unabdingbare Ergänzung des meditativen Weges, von seltenen individuellen Ausnahmen einmal abgesehen. Im Osten hört man nämlich für den Umgang mit psychischen Konflikten nicht viel mehr als den Ratschlag, sich einfach nicht um die auftauchenden täuschenden Erscheinungen und Empfindungen zu kümmern.
Das WAHRE SELBST läßt sich nicht mit dem Intellekt erfassen, denn das ICH BIN, das WAS IST, läßt sich nicht beschreiben, nur ERLEBEN, nur SEIN so wie MOSES auf dem Berg das ewige SEIN als "ICH BIN DER ICH BIN" erlebte.
Für die Übung, den inneren Weg, kann es trotzdem wichtig sein, auch eine begrifflich klare Vorstellung vom WAHREN SELBST zu haben. So will ich nun anhand eines Bewußtseinsmodells veranschaulichen, worum es geht.
In unserem Alltagsleben haben wir gewöhnlich nur ein Bewußtsein, das auf den Körper (grob oder subtil) beschränkt ist oder sich für den Verstand hält, dessen Wurzel der Ich-Gedanke ist. Es ist das Bewußtsein der Persönlichkeit.
Das WAHRE SELBST dagegen ist das GANZE, UNBESCHRÄNKTE BEWUSSTSEIN, dem diese beschränkte und begrenzte individuelle Persönlichkeit ihr Leben verdankt. Es ist der OCEAN des SEINS, der keine Grenzen und Begrenzungen kennt und doch in allem, auch dem kleinsten Ding, absolut und vollständig vorhanden ist.

SRI RAMANA MAHARSHI beschreibt das sehr klar:
"Das "Ich", das aufsteigt, verschwindet auch wieder. Das ist das individuelle "Ich" oder das "Ich-Konzept". DAS, was nicht aufsteigt, kann auch nicht verschwinden. ES IST und wird immer DA SEIN. Das ist das UNIVERSALE ICH, das VOLLKOMMENE ICH oder die VERWIRKLICHUNG DES SELBST."
Alles Lebendige ist unmittelbarer Ausdruck dieses einen GROSSEN BEWUSSTSEINS, das nicht teilbar ist und dennoch aufgespalten erscheint in die unüberschaubare Vielfalt der Schöpfung. Nach den Worten VIVEKANANDAS ist es wie eine SONNE, die sich in unzähligen Wassertropfen spiegelt. Alles und jedes ist in der Tiefe, in der EINHEIT DES LEBENS, miteinander verbunden.
Durch dieses Gefühl der EINHEIT und VERBUNDENHEIT mit allem LEBEN wächst die innere Anteilnahme am Leben. Im gleichen Maße wird auch die unbewußte Schuldprojektion immer geringer: Man begreift mehr und mehr sich selbst als Verursacher des eigenen Schicksals und auch seine Mitverantwortung für das große Ganze.
Erlebnisberichte aus allen Religionen, von allen Weisheitswegen bezeugen:
Berührt der Mensch die MITTE, den wirklichen KERN seines Wesens, so erlebt er noch Tieferes: Er erlebt plötzlich im Wegfall, in der Hingabe der eigenen begrenzten Person das GANZE BEWUSSTSEIN, er erfährt in einem Augenblick, daß er und zugleich alles und jedes in Wahrheit das GANZE ist.
Erst diese Erfahrung, die das Gefühl eines tiefen Geborgenseins in GOTT, der LÖSUNG und ERLÖSUNG einschließt, bringt wirklichen FRIEDEN. Und allmählich wird sich dann auch das Alltagsleben nach der in dieser Erfahrung erkannten letzten WAHRHEIT aller Existenz orientieren. Die "Welle" lebt mehr und mehr in Harmonie mit dem Ocean.
Ein zeitgenössischer Zen-Meister, YAMADA KOUN ROSHI (1907 - 1989), beschreibt diese befreiende Erfahrung so:
"Bemühe dich... bis dein WAHRES SELBST gleich einem Blitz hervorspringt... Dann wird es dir vorkommen, als sei das ganze Universum völlig in sich zusammengefallen. So seltsam es erscheinen mag, diese Erfahrung hat die Kraft, dich von allen Qualen dieser Welt zu befreien. Sie erlöst dich von aller Unruhe in bezug auf die Leiden dieser Welt. Dir wird es vorkommen, als seien die Lasten, die du in Leib und Seele mit dir herumgeschleppt hat, plötzlich abgefallen. Das ist eine große Überraschung. Freude und Glück dieses Augenblicks sind jenseits aller Worte. Damit ist weder eine Philosophie noch eine Theorie verbunden. Das ist die Erleuchtung, das Satori des ZEN. Diese Erfahrung führt in die vollkommene Freiheit."
(zitiert nach MUMONKAN Die torlose Schranke, neu übersetzt und kommentiert von Zen-Meister Koun Yamada, KÖSEL VERLAG MÜNCHEN, S. 33.)
Den Weg zu dieser Freiheit geht jedes Lebewesen, jeder Mensch, unbewußt oder bewußt. Er beginnt häufig natürlich nicht mit spiritueller Übung, sondern verlangt zunächst, sich mit der eigenen Persönlichkeit auseinanderzusetzen, ihre Spannungen und Konflikte, biographischen Blockaden aufzulösen. Der Weg der wahren Selbsterkenntnis führt durch viele Bewußtseinsebenen, verschiedene Schichten der Persönlichkeit, die unseren tiefsten KERN, unseren WAHREN URSPRUNG, DAS WAHRE, HÖHERE SELBST, verhüllen.
Unser ganzes Leben können wir als Versuch des WAHREN SELBST begreifen, diese ES verhüllenden Schichten unserer Person durchsichtig zu machen, so daß ES immer mehr durch uns leben und wirken kann. Dieser Klärungsprozeß vollzieht sich zunächst durch die Lebensereignisse, an denen wir wachsen und uns entfalten, sowohl im Erfahren von Glück als auch im Hinnehmen von Leid. Wenn unsere Bewußtheit, unsere Sensibilität wächst, ist meist auch die Zeit gekommen, zusätzlich verschiedene Übungen und Methoden einsetzen, um zu uns selbst zu finden und schließlich auch dem WAHREN SELBST in uns, dem GROSSEN EINEN LEBEN in allen Dingen, Raum geben zu können.

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Auszüge aus meinem Buch: "Transpersonale Selbsterfahrung - Wege zum Wahren Selbst" (vergriffen, wird demnächst neu überarbeitet)


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