Elisabeth Haich - 20. Todestag 2014
Aus dem Artikel von Ralf Lehnert: "Bevor Elisabeth Haich, 1897 in Ungarn geboren, sich als spirituelle Lehrerin einen Namen machte, war sie bereits als Konzertpianistin
Tarot als Einweihungsweg (Ralf Lehnert): Ein weiteres Juwel unter Haichs Büchern ist ihr Werk „Tarot“, das im vergangenen Jahr in leicht überarbeiteter Form neu aufgelegt wurde - zum Leidwesen einigen Antiquare, die das zuvor vergriffene und begehrte Buch im dreistelligen Preisbereich angeboten hatten. In diesem Buch geht es keineswegs um den Tarot als divinatorisches System, also um Wahrsagekunst. Nach Haich verbergen und offenbaren die Tarotkarten vielmehr altägyptisches Initiationswissen, das die Eingeweihten in ein Kartenspiel verpackt hatten mit der Absicht, das Wissen zu schützen und die Zeiten überdauern zu lassen. Die Darstellungen schöpfen aus einer archetypischen Bilderwelt, aus der sich auch die Traumbilder rekrutieren. Haich zufolge übergaben ägyptische Eingeweihte die Karten dem Propheten Mose, der sie als „religiösen Schatz“ seinem Volk weiterreichte. Haich demonstriert, dass es bei der Exegese dieser komplexen symbolischen Bilder neben dem Blick für das Ganze gleichermaßen um jede Kleinigkeit, jedes Detail geht, etwa die dargestellte Handstellung oder Blickrichtung, die Farben, Formen und das oft unscheinbar wirkende Beiwerk. Sie ergänzt ihre Auslegung durch numerologische Erläuterungen hinsichtlich des Zahlenwertes sowie des hebräischen Buchstabens der jeweiligen Karte. Gemäß Haich zeigen die Tarotkarten die zweiundzwanzig Seelen- oder Bewusstseinszustände auf, die der spirituelle Adept auf seinem Einweihungsweg durchläuft - angefangen von seinem Erwachen aus der Unbewusstheit bis hin zum göttlichen Bewusstsein. Der Anfang und das Ziel des Einweihungsweges sind bei jedem Menschen gleich, nicht zwingend allerdings die Abfolge sowie die Dauer der Zwischenphasen. Hieraus erwachsen die individuellen Unterschiede und die voneinander abweichenden Lernerfahrungen auf dem spirituellen Weg. So kann ein Mensch auf der Stufe des Turmes angesichts von Schicksals-Erschütterungen nach Rache gegenüber vermeintlichen Tätern sinnen, sofern er nicht zuvor etwa das Stadium des Schicksalsrades oder der universellen Liebe durchgemacht hat." Weiterlesen im Heft Band 81, Mai-Juni 2014, im Zeitschriftenhandel erhältlich
Aus dem Artikel von Reinhold Pertler: "Begegnungen mit Elisabeth Haich": Der 1. Juni 1972 ist mir unvergesslich. Ich stand zum ersten Mal in der großen Yoga-Übungshalle im Tessin der Yogaschule Yesudian-Haich und sah, wie Frau Haich die große Glastüre öffnete, um die frische Luft vor Beginn der Yogastunde hereinzulassen. Aus dieser einfachen Handlung wusste ich sofort intuitiv: Diese Frau verkörpert ES. So etwa wie in den Erzählungen der Chassidim ein Mann seine Fahrt zum Maggid, einem der großen Lehrer der Chassidim, mit den Worten begründet: »Dass ich zum Maggid fuhr, war nicht, um die Lehre von ihm zu hören, sondern um zu sehen, wie er die Filzschuhe aufschnürt und wie er sie zuschnürt.«" Ich hatte eine schlechte erste Nacht hinter mehr, da ich die Woche vor meiner ersten Yogareise Tag und Nacht durchgearbeitet hatte, um meine Diplomarbeit abzuschließen. Völlig überdreht hatte ich deshalb in der Nacht plötzlich Angstzustände, als ob mich Skorpione und Käfer hinter dem Kopfende meines Bettes bedrohen würden. Nun lag ich also im Yogasaal vor Beginn der Stunde, wie alle anderen auch, um mich in einer ersten Entspannung auf die Stunde vorzubereiten. Elisabeth Haich begann, wie immer, die Yogastunde mit ein paar einstimmenden Sätzen einzuleiten. Da traf mich wie ein Blitz ihr Satz: "Wenn ich weiß, dass Gott mit mir ist, habe ich keine Angst vor einem Käfer oder Skorpion". Ich war unmittelbar getroffen und erschüttert: Die geistige Verbindung aller Dinge, von der ich so viel gelesen hatte, gab es also wirklich und es öffnete sich mir der Zugang zu einem neuen Verstehen, dass alles Geschehen in GOTTES-GEGENWART verbunden ist. Ich war angekommen!
Bemerkenswert an diesem Satz: Die Ich-Form. Die wesentlichsten Anweisungen in dieser Yogaschule wurden aus einer tiefen Versenkung heraus in Ich-Form gesprochen. Es gab nur Ich, das große ICH, dort und die alles durchdringende Botschaft "Hier in diesem Saal gibt es keine Probleme". Dieses Gefühl des Gerettetseins hat mich seither nicht mehr verlassen. Und diese telepathische Verbindung, die wohl "historische Gründe" hatte (wie mir Elisabeth Haich einmal selbst sagte) blieb die ganze Zeit meines Schülerdaseins bestehen und wirkte besonders dann, wenn ich in kritische Lebenssituationen geraten war.
Weiterlesen im Heft Band 82, Juli-August 2014, im Zeitschriftenhandel erhältlich